Wie die Begründung für die Anregung bis Ende 2022 lautete

 

Paul Tarnow entschied sich 1907, Maschinenbau zu studieren, vielleicht unter dem Eindruck, dass in seiner Jugendzeit in seinem Heimatort Barmen die Wuppertaler Schwebebahn gebaut wurde. Gleichzeitig begeisterte er sich für ein friedfertiges Miteinander auf dem gesamten Globus. Er wurde 1907 glühender Esperantist und propagierte das Erlernen dieser Sprache. Später gründete er ein Archiv für Weltsprachen über Jahrzehnte und erweiterte es hier in Düsseldorf. 

 

Von 1913 bis 1918 arbeitete er auf der Kaiserlichen Werft in Kiel. Ab 1921 arbeitete er in Düsseldorf und zog 1931 von Langenfeld mit seiner Familie (vier Kinder) nach Düsseldorf-Oberkassel.

 

Als Beamter der Rheinprovinz, der Esperanto benutzte, geriet er 1934 anlässlich einer Notiz eines Mannes aus den Niederlanden unter Verdacht, Spionage zu betreiben. Der Verdacht wurde vom Amtsgericht Düsseldorf nach einem Tag fallengelassen. Trotzdem inhaftierte ihn die Gestapo von August bis Dezember 1934, weil sie ihn als Esperantist grundsätzlich der Bereitschaft zum Landesverrat für fähig hielt. Obwohl nach seiner Entlassung keine Beweise vorhanden waren, wurde ihm die Rückkehr in seine alte, berufliche Position nicht erlaubt, sondern eine disziplinarische Untersuchung eingeleitet. Es gab eine internationale Briefaktion, von seinem jüdischen Esperanto-Freund aus Ungarn ins Leben gerufen. Doch für seine Rehabilitierung waren vermutlich seine beruflichen und gesellschaftlichen Kontakte in Deutschland entscheidend.

 

Er erreichte obendrein, dass er auf dem Papier die offizielle Erlaubnis bekam, sein Archiv weiter mit Zeitschriften aus der ganzen Welt zu komplettieren. Doch in der Praxis wurde er mehrmals in den nächsten Jahren bei der Gestapo Düsseldorf vorgeladen, weil er verdächtige Post bekam. Im Krieg wurde der Erhalt von Zusendungen ab April 1940 ganz untersagt, was er mit einer Eingabe bei der Gestapo noch zu verhindern versuchte. Er bekannte sich auch zu den Werten, die in der Weimarer Zeit galten. Das war in der Diktatur nicht ungefährlich. Doch erfuhr er keine Nachteile wegen der riskanten Äußerungen. Ihm wurde – wohl wegen der früheren staatlichen Erlaubnis – angeboten, seine Zuträger von Publikationen im Ausland zum Sammeln der nicht zugesandten Exemplare anzuregen.

 

1943 erlitt er einen schweren Schlaganfall und starb im Dezember 1944 auf seiner Arbeitsstelle an einem weiteren. Kurz vor dieser Erkrankung erhielt er die Gelegenheit, das Archiv im Rahmen von Archivsicherungen in die Festung Ehrenbreitstein bringen zu lassen. Sein Archiv wurde zu einem kleineren Teil in die Universitätsbibliothek Köln nach Kriegsende, wie vorher vereinbart, eingeordnet. Der größere Teil wurde – wegen des nicht abgeschlossenen Transports an eine sichere Stelle – bei Kriegsende zerstört.

 

Funde aus öffentlichen Archiven und einer privaten Sammlung bestätigen einerseits seine Weltoffenheit und Toleranz und andererseits, dass er auch in schwierigen Situationen zu seinen Überzeugungen stand, etwa, "dass er viel für rassisch Verfolgte getan hat".